"Man bekommt nicht so leicht eine Posaune mit einer Tzouras und einer Gitarre unter einen Hut!"
 
Spätesten mit ihrem 2018 erschienenen dritten Album Angathin konnte sich das aus Zypern stammende Trio Monsierur Doumani weltweit in die Herzen der World Music Fans spielen. Das von Kritikern und Hörern vielgelobte Album, besticht mit frischen Kompositionen und ungewöhnlich schafsinnigen Texten. Global Musik Network führte ein äusserst interessantes Gespräch mit Demetris Yiasemides.
 
c Michalis Ashickas
 
 
 
Wie lange gibt es Monsieur Doumani schon und wer sind die Mitglieder?
 
Monsieur Doumani sind Antonis Antoniou Tzouras/Vocals, Angelos Ionas Gitarre/Vocals und ich, Demetris Yiasemides Flöte/Trombone. Wir gründeten die Band im März 2012 in Nikosia, Zypern.
 
Wie würdest du euren Stil beschreiben?
 
Das ist wirklich keine einfache Frage! Unsere Musik ist von vielen verschiedenen Genres beeinflusst, wie dem griechischen Rebetiko, der Musik Süditaliens, westafrikanischer Musik, Jazz, Balkanmusik und vielem mehr! Die Basis ist natürlich stehts die traditionele zypriotische Musik. Daher könnten wir sagen, dass unser Stil eine Mischung, oder eine Verschmelzung vieler verschiedener Musikstile ist, die sich um den Kern der zypriotischen Musik herum bewegen.
 
Woher nehmt ihr die Ideen für eure Songs?
 
Unsere Ideen kommen aus verschiedenen Quellen. Zypern hat ein großes politisches Problem, und wie du vielleicht weisst, ist die Insel seit dem Krieg von 1974 immer noch in zwei Teile geteilt. Wir sind aufgewachsen und leben immer noch in einer Stadt, die geteilt ist, so dass die Idee der Wiedervereinigung und des Friedens sicherlich eine Quelle der Inspiration für uns ist.
Auch kann die zypriotische Gesellschaft manchmal sehr konservativ und mit vielen Nachteilen wie Korruption des politischen Systems, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, mangelndes Umweltbewusstsein usw. sein. All diese Themen beschäftigen uns sehr und wir versuchen, sie mit unsere Musik zum Ausdruck zu bringen.
 
Eure Instrumentierung ist ziemlich ungewöhnlich. Wie kam es dazu?
 
Ja, es ist wahr, unsere Instrumentierung ist etwas seltsam! Man bekommt nicht so leicht eine Posaune mit einer Tzouras und einer Gitarre unter einen Hut. Dies ist definitiv nicht das traditionelle zypriotische Musikensemble, aber um ehrlich zu sein, gibt es keinen besonderen Grund für diese Instrumentierung. Es ist nur, das sind die Instrumente die wir spielen können. Wir genießen es, diese völlig unterschiedlichen Klangfarben zu kombinieren und sind begeistert von den Ergebnissen die wir damit erzielen.
 
Die Eurokrise hatte Griechenland hart getroffen. Wie war es in Zypern?
 
Erfreulicherweise war die Finanzkrise in Zypern deutlich schwächer. Wir haben eine andere Wirtschaft, und obwohl zyprische Banken mit dem griechischen System verbunden waren, hatte die Krise die Insel nicht in der selben härte wie Griechenland getroffen. Viele Menschen haben jedoch ihren Arbeitsplatz verloren, viele kleine Unternehmen sind bankrott gegangen, und es gab eine allgemeine Negativität in den Köpfen der Menschen, die immer noch spürbar ist. Dennoch hatte die Krise auch einige positive Auswirkungen in dem Sinne, dass die Menschen in vielerlei Hinsicht kreativer wurden. Besonders in der künstlerischen Gemeinschaft der Insel, wo sich viele verschiedene Projekte nach der Krise entwickelt haben.
 
Und wie sieht die aktuelle Lage in der zypriotischen Gesellschaft aus?
 
Zypern ist eine sehr kleine Insel mit einer Bevölkerung von weniger als einer Million Menschen, und wie bei den meisten kleinen Gesellschaften können die Zyprioten sehr konventionell und engstirnig sein. Glücklicherweise kann man einen Unterschied zu den neuen Generationen spüren, da viele im Ausland studieren. Junge Menschen, die sich nach dem Studium für eine Rückkehr auf die Insel entscheiden, bringen neue Ideen und Konzepte mit. Dies wirkt sich sehr positiv auf unsere Gesellschaft aus. Das Problem ist, ob das derzeitige System bereit oder in der Lage sein wird, diese neuen Ideen aufzunehmen und auf eine bessere Zukunft für die Insel hinzuarbeiten.
 
Gerade auf eurem letzten Album "Anghatin" gibt es viele gesellschaftskritische Songs. Werden eure Anliegen in eurer Heimat gehört?
 
Ja, es ist wahr, dass Angathin in gewisser Weise sehr politisch ist. Es gibt einen starken thematische Faden, der dieses Album von unseren vorherigen beiden unterscheidet. Wir haben die Songs in einer für unsere Insel sehr interessanten Zeit aufgenommen, während einiger sehr wichtiger Verhandlungen zwischen den beiden Gemeinschaften, die eine Lösung für das politische Problem suchen. Leider konnten sich die Politiker wieder einmal nicht auf bestimmte Aspekte einigen und alles ist zusammengebrochen. Der Einfluss dieser historischen Momente war jedoch unvermeidlich.
Darüber hinaus waren alle sozialen Fragen, die uns beschäftigen und unser Leben schwer machen, auch Inspirationsquellen für dieses Album. Wir sind der Meinung, dass sich die zypriotische Gesellschaft in Richtung einer besseren Zukunft verändert, aber nur mit sehr kleinen Schritten. Positiv ist, dass es heutzutage mehr Stimmen und mehr Menschen gibt, die auf all die schlimmen Dinge reagieren, die um uns herum geschehen. Wir sind jedoch immer noch der Meinung, dass wir viele Jahre warten müssen, bis die zypriotische Gesellschaft so funktioniert, wie wir es wollen.
 
Was steht als nächstes bei Monsieur Doami an?
 
Wir haben viele spannende Konzerte vor uns, die mit einer Indien-Tour im Februar beginnen. Dann reisen wir nach Kuba zum Havanna World Music Festival und dann im April/Mai zu einer ausgedehnten Europa-Tournee. Unser Ziel ist es auch, mit der Arbeit an neuem Material für ein kommendes Album zu beginnen.
 
Demetris, herzlichen Dank für das Gespräch. Deine letzten Worte an die Hörer von Monieur Doumani:
 
Wir möchten diese Gelegenheit nutzen, um euch allen für eure Unterstützung und Liebe zu danken. Hoffentlich treffen wir uns bei einem unserer nächsten Konzerte!
 
 
 
 
Interview: Robert Lippuner / Global Music Network


Partnerseiten

  gypsymusik 400x308px      newworld small      FORPRESS Jasha logo BLACK small     Dalit Music logo red vertical no background in symbol