"Wenn ich eine mährische Cimbal Gruppe höre, dann fängt mein Bein an zu zucken!"
Jaro Milko ist Gitarrist und Kopf von Jaro Milko & The Cubalkanics. Als Gitarrist der US-Kultband Firewater tourt er darüberhinaus regelmässig um den gesamten Globus und ist zudem ein gefragter Studio- und Livemusiker. Mit Jaro Miko & The Cubalkanics bewegt er sich an der Schnittstelle von Balkansound und kubanischen Rhythmen. Das dies hervorragend funktioniert, hat er mit seinem Erstlingswerk "Cigarros Explosivos " bereits eindrücklich bewiesen. Wir sprachen mit ihm unter anderem über seine Tschechischen Wurzeln und wie die Songs in der Band entstehen.
Hi Jaro. Wer ist Jaro Milko und wer sind die Cubalkanics?
Mein Name ist Jaro Milko, und ich bin in der Schweiz geboren. Meine Eltern stammen aus der Tschechischen Republik. Sie kamen in den 70'er Jahren in die Schweiz. Mein Vater ist auch Musiker und so war es für mich naheliegend, dass ich früh angefangen habe Gitarre zu spielen. Zuerst mit klassischer Gitarre, später in meinen Teenager Jahren habe ich dann auf die elektrische gewechselt. Bei meinem damaligen Lehrer habe ich klassische Gitarrenkomponisten wie Villa Lobos und Leo Brouwer kennengelernt. Mit 13 Jahren haben mir meine Eltern nach der Öffnung der Grenze in einem Prager Einkaufshaus meine erste elektrische Gitarre gekauft. Ich hörte Jimi Hendrix, später dann Frank Zappa, John Zorn und andere wunderbaren Musiker und habe in den verschiedensten Bands gespielt. Als ich dann angefangen habe in einer Balkan Band zu spielen, habe ich entdeckt, wie sehr mich diese Musik berührt und mir irgendwie näher liegt als alles was ich vorher gemacht habe. So habe ich dann nach einer Kubareise die Cubalkanics gegründet.
The Cubalkanics sind Eric Gut (Drums), Ines Brodbeck (Percussion), Lukas Briggen (Trombone) und Eric Gilson (Keys). Sie kommen aus der Schweiz und Kanada. Ines ist halb Kubanerin. Mit Eric Gut habe ich zu anfangs Bandzeiten schon gejammt. Ihn kenne ich am längsten, und er ist's auch der sich am besten auskennt, wenn's um südamerikanische Rhythmen geht. Mit Ines zusammen sind sie ein super Rhythmus Duo.
Wie kommt man als Schweizer Band gleich mit dem ersten Album zu so einem grossen Label wie Asphalt Tango? Ich wusste zu Beginn gar nicht das ihr Schweizer seid.
In der Schweiz sind wir nicht fündig geworden. Zwar kamen immer gute Feedbacks, doch machen wollte es niemand. Auch gibt es hier leider keinen Kanal der diese Musik richtig pushen will. Ich habe alle erdenklichen Labels kontaktiert, habe unser Album auch probiert in den USA unter zu bringen, doch die heutige Lage für Indie Labels und das Risiko welches sie eingehen ist gross. Somit sind wir äusserst glücklich, haben wir mit Asphalt Tango ein Label gefunden, dass unserer Philosophie entspricht.
Wie waren die Resonanzen auf das Album seid ihr zufrieden?
Es ist toll zu wissen dass man unsere Musik in vielen Ländern hört. So kommen immer wieder erfreuliche Feedbacks von nah und fern, über Reviews oder direkt an uns über Facebook. Auch dass wir touren können und unsere Musik in andere Länder bringen können, fasziniert uns und gibt uns ein gutes Gefühl.
Wo habt ihr bis jetzt schon überall gespielt?
Wir spielten in der Schweiz, Italien, Deutschland, Österreich und der Tschechischen Republik.
Du bist ja Schweizer mit tschechischen Wurzeln. Was hast du aus der tschechischen Kultur in die Schweiz genommen? Und was fliesst davon in dein künstlerisches Schaffen?
Meinst du musikalisch?
Ganz generell. Aber natürlich auch in musikalischer Hinsicht.
Ich bin mit 12 Jahren das erste Mal mit meinen Eltern nach Prag unsere Familie besuchen. Ich erlebte das Familienzusammensein genau gleich, wie ich zu Hause aufgewachsen bin, mit all der gastfreundlichen Art, z.B. wenn es um's Essen geht usw.
Einen Weg in mein kreatives Schaffen haben es Bilder und Gefühle die mich geprägt haben schon geschafft. Einiges verarbeite ich auch in meinen Songtexten. Und wenn ich auf einem Markt draussen eine mährische Cimbal Gruppe höre, dann fängt mein Bein an zu zucken!
Anfangs 2000 bin ich viel in Prag in Jazzclubs unterwegs gewesen um die lokale Musikszene zu hören, das hat mich in meiner Ausbildungszeit an der Musik Akademie sehr inspiriert. Leider sind die Clubs immer seltener geworden. Und dann habe ich auch noch einige tschechische LP's von meinen Eltern, die ich als Kind zu hören liebte. Z.B.“ Olympic“ mit Petr Janda.
Was waren die Eindrücke auf deiner Kuba Reise, und wie lange warst du dort?
Die Kubareise war sehr eindrücklich und inspirierend. Wir sind einen Monat herum gereist und mit vielen Musikern in Kontakt gekommen, und mit einigen haben wir auch gespielt. Kubanische Musik hat viel Seele und wenn Dir ein alter Mann oder Frau aus Ihrem Leben singt, dann bist Du sehr berührt, und es macht Mut zu sehen dass man in dem Alter noch spielen kann. Auch ist die kubanischen Musik im Alltag der Menschen direkt spürbar, z.B. wenn man eine Zeremonie der Santeria erlebt, dann ist das eine Urgewalt. Viele Songs und Texte sind während dieser Reise entstanden.
Wer komponiert und wer schreibt eigentlich bei euch?
Ich mache das. Wenn mir Ideen in den Sinn kommen, muss ich das sofort festhalten. Früher habe ich das sofort nieder geschrieben, jetzt singe ich und nehme es mit dem Iphone schnell auf und zu Hause arbeite ich dann die Idee aus. In den Proben schauen wir dann, ob die Songs überhaupt funktionieren. Dadurch das ich zu Hause schon Vorproduktionen mache und so lange daran arbeite, bis es irgendwie nach Musik tönt, sind die Songs schon definiert. Das texten fällt mir übrigens schwer, das muss ich mir richtig aus der Nase ziehen. Aber alle in der Band geben ihre Inputs, und wenn die Idee den Song besser macht, dann ist das super!
Was steht in der nächsten Zeit noch alles an?
Wir sind daran unser zweites Album aufzugleisen. Ich arbeite gerade noch an den letzten Details. Im Dezember spielen wir dann noch das letzte Konzert für dieses Jahr und danach geht's schon bald an die neue Produktion. Wir hoffen auch, dass wir wieder einige Konzerte im nächsten Jahr spielen werden und wieder auf Festivals im Sommer auftreten können.
Ich werde auf jeden Fall nach euch Ausschau halten und mal an ein Konzert zu Besuch kommen. Möchtest du abschliessend den Leuten noch was mitteilen?
Ja klar, komm vorbei. Ich habe keine spezielle Message an die Leute, aber was mich immer beeindruckte ist wie wahr Albert Ayler's Albumtitel doch ist: "Music Is The Healing Force Of The Universe"!
Ein sehr schönes Schlusswort! Global Music Network bedankt sich für das interessante Gespräch und wünscht dir weiterhin viel Erfolg mit Jaro Milko & the Cubalkanics!
Jaro Milko & The Cubalkanis on Spotify:
Interview: Robert Lippuner